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„Baal“ von Bertolt Brecht entstand 1918 aus einer Gegenposition zum expressionistischen Drama. Ali M. Abdullah setzt sich in seiner Bearbeitung des „Baal“-Stoffs mit der Rolle des Künstlers in der späten neoliberalen Gesellschaft auseinander.

Ein liebevoll gepflegtes und gerade im Theater auch heute noch gerne gelebtes Klischee ist das des amoralischen, dafür aber umso genialeren Künstlers, der jenseits jeder sozialen Ordnung steht und darum fortwährend mit der bürgerlichen Gesellschaft in Konflikt gerät. Der talentierte junge Autor Baal repräsentiert im gleichnamigen Frühwerk Bertolt Brechts die radikale Überhöhung des Individuums, die letztlich Fluchtpunkt der liberalen Gesellschaft ist und für solidarische und kollektivistische Denkansätze nur Verachtung übrig hat.

Namensvorbild war der antik-levantinische Fruchtbarkeitsgott Baal, dessen Bild der frühreife Stückeschreiber Brecht in seiner Augsburger Dachstube sich übers Bett gehängt hatte. Ali M. Abdullah fragt in seiner Bearbeitung des „Baal“-Stoffs nach der Totalität radikal-individualistischer Subjektivierung in der multioptionalen Welt der Gegenwart. Am Ende steht die doppeldeutig-deprimierende Erkenntnis: „Das ist Papier. Aber es macht nichts.“

 

 

 

 

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